Was wird erforscht?
Die Zahl der Menschen, die in Städten oder im verstädterten Raum leben, wächst rapide: Gemäß Schätzungen der Vereinten Nationen leben seit 2007 erstmals mehr als 50% aller Menschen in städtischen Ballungsräumen.
Wien und die umgebende Stadtregion verloren einige Jahrzehnte an Bevölkerung, gewinnen aber seit dem Fall des Eisernen Vorhangs wieder deutlich hinzu. Mittel- und Kleinstädte dagegen weisen unterschiedliche Entwicklungstendenzen auf, wobei jene, die Teil der Zentralräume sind, durchwegs wachsen. Einer Studie der ÖROK zufolge lebten 2001 etwa 70% der Bevölkerung Österreichs in städtischen Ballungsgebieten.
Durch systematischen Ausbau der Verkehrssysteme wurden zwar die regionalen Mobilitätsbedingungen verbessert, zugleich aber auch entwicklungsverstärkende Impulse für den Verstädterungs- und Suburbanisierungsprozess in Umlandbereichen gesetzt.
In der Folge erweist sich die Abstimmung und Optimierung von Siedlungs- und Nutzungsstrukturen einerseits und Energieversorgungstechnologien anderseits als schwierig. Trotz der vielfältigen Bemühungen zur Einsparung von Energie durch Verbesserung der Verkehrs- und Energiesysteme konzentriert sich heute weltweit der absolute Energieverbrauch in Relation zur Bevölkerung überproportional auf die städtischen Agglomerationsräume. Dies ist ein klares Zeichen dafür, dass trotz technologischen Fortschritts im Zuge der Verstädterung der Energiebedarf steigt, und ein Anzeichen dafür, dass die Energieversorgung in vielen Städten einer weiteren Optimierung durch veränderte Strategien bedarf.
Wo wird geforscht?
Nach intensiven desk researchs und workshops hat sich das ENUR-Projektteam für die drei Städte Feldkirch (Vorarlberg), Wels (Oberösterreich) und Wien (Penzing, 14. Bezirk) entschieden. Diese Städte sind sowohl raumstrukturell als auch in Ihrer Planungskultur sehr unterschiedlich, aber alle sehr aktiv und erfolgreich in Projekten rund um die Themen Wärme, Strom, Mobilität, Bewußtseinsbildung. Aus diesen drei Städten liegt auch bereits ein offizieller "letter of intent" vor, der die partnerschaftliche Zusammenarbeit sicherstellt.
Welche Forschungsergebnisse wird es geben?
Das Forschungsprojekt entwickelt Antworten und Lösungsvorschläge zu u.a. folgenden Fragen:
- Wie ist der (normierte/standardisierte) Energiebedarf im Vergleich der Städte in Österreich strukturiert? Welche Entwicklungen zeichnen die Städte aus?
- In welchem Ausmaß kommen lokale erneuerbare Energieträger zum Einsatz?
- Welche Einsparungspotenziale lassen sich aufgrund siedlungs- und bebauungsstruktureller Eigenschaften – regional differenziert und auf verschiedenen Maßstabsebenen – abschätzen?
- Welche dezentralen erneuerbaren Energieversorgungssysteme erweisen sich für jeweils idealtypische Siedlungsstrukturen im Sinne der energieneutralen Stadt als zweckmäßig?
- Welche Bereitschaft zeigen Nachfrage- und Nutzergruppen gegenüber Energiekosten sowie zu energiebewussterem Verhalten (Energieeinsparung, erneuerbare Energie, Mobilität, Wohnformen)?
- Wie kann die Bereitschaft von Akteursgruppen (Nachfrager, Anbieter, Bauträger, etc.) zur Realisierung der energiebewussten Stadt unterstützt werden?
- Wie kann durch adäquate Steuerungsansätze die energiebewußte Stadt zugunsten einer nachhaltigen Entwicklung realisiert werden?
Wer sind die ENUR-ForscherInnen?
Das interdisziplinäre Team besteht aus 13 ExpertInnen des Departments für Raumlanung, TU Wien.