Typologie im Raum

Raumbezogene Qualitätskriterien, stadträumliche Typologie

Das Arbeitspaket WP1 umfasst die Filterung relevanter räumlicher Organisationsprinzipien im Hinblick auf eine „energieautarke Stadt“ bzw. Siedlungsstruktur, die Entwicklung eines räumlich differenzierbaren idealtypischen Modells für eine nachhaltige Siedlungsentwicklung an Hand von raumbezogenen Qualitätskriterien, die Definition von Modellregionen und die Auswahl von Modellfällen, die Entwicklung von Raumnutzungskonzepten für die ausgewählten Modellfälle und die Rückkopplung der Erkenntnisse der praktischen Anwendung mit den theoretischen Annahmen und Konzepten.

Als Energieautarke Region wird ein Siedlungsgefüge definiert, das, bestehend aus Natur- und Freiräumen, räumlicher Infrastruktur (inkl. Verkehrsinfrastruktur) und Siedlungseinheiten („Energieautarke Städte“), für seine Fläche und Einwohnerzahl in der Lage ist, den raumbezogenen Energiebedarf für Wärme und Kälte, Strom, inkl. Bevölkerungsmobilität bezogen auf die Ganglinien (Tag, Monat und Jahr) der Energieträger innerhalb der räumlichfunktionalen Systemgrenze abzudecken.

Vier Haupttypen für die Typologiebildung:

•           Stadt

•           urbane Siedlung,

•           ländliches Siedlungsgebiet

•           Zentren mit einem spezifischen Einsatzgebiet (Gewerbe-, Industriegebiet sowie Mischgebiet)

 

Siedlungstypen:

Die Siedlungstypen basieren auf österreichrelevanten Verhältnissen und umfassen:

•           Städte mit einer Einwohnerzahl von ca. 40.000 bis 100.000,

•           urbane Siedlungen mit einer Einwohnerzahl von 1.000 bis 5.000,

•           ländliche Gebiete mit weniger als 1000 Einwohnern pro Ort und

•           Zentren mit einem spezifischen Einsatzgebiet.

 

–      Siedlungstyp „Stadt“ zeichnet sich durch eine dichte Besiedlung mit teils geringem Freiflächenanteil aus. Folglich kommt es verstärkt zu einer vertikalen Expansion des Wohnraums der Menschen (mehrgeschossige Gebäude). Charakteristisch für eine größere Stadt ist die räumliche Organisation in Stadtteilen mit jeweils eigenen Subzentren, zumeist existiert ein Altstadtkern, welcher das ausgewiesene Stadtzentrum ist. In den Kerngebieten sind vorwiegend Handels und Dienstleistungsbetriebe, Wohnungen und Freizeiteinrichtungen zu finden. Die größeren Gewerbe- und Industriegebiete sind zumeist an den Randgebieten der Stadt angesiedelt.

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Abb. 1 Gesamtenergiebedarf Stadt

 

–      Siedlungstyp „urbane Siedlung“ ist durch einen dicht bebauten Altstadt- bzw. Altortskern, umgeben von Wohngebieten verschiedener Bebauungstypen (mehrgeschoßige Wohnbauten, Ein-/Mehrfamilienhäuser), charakterisiert. Typischerweise sind im Zentrum neben dem Wohnen vorwiegend Handelsund Dienstleistungsunternehmen angesiedelt, jedoch wenige Freiflächen vorhanden, hingegen besteht in den Randgebieten ein größerer Anteil unbebauter Flächen. An den Rändern sind gelegentlich auch ausgewiesene Gewerbe- und Industriezonen für Betriebe verschiedenster Größe gegeben. Die Versorgungsinfrastruktur beschränkt sich meist auf die Nah- bzw. Grundversorgung, die Infrastruktur höheren Versorgungsgrades (Kliniken, höhere Schulen und kulturelle Einrichtungen, Flughäfen usf.) muss in größeren Städten wahrgenommen werden.

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Abb. 2 Gesamtenergiebedarf urbane Siedlung

 

 

–      Siedlungstyp „Ländliches Gebiet“ ist kleinstrukturiert, fragmentiert und nur locker bebaut. Eine Region mit Überwiegen dieses Siedlungstyps besteht aus kleinen Ortschaften, welche ein zunehmend ausgedünntes Ortszentrum haben. Es stehen zahlreiche Freiflächen zur Verfügung. Die Wirtschaftskraft der Region stützt sich auf den Agrarsektor, Gewerbebetriebe und vereinzelte Industrieunternehmen. Das infrastrukturelle Angebot beschränkt sich - wenn überhaupt noch vorhanden - auf die Grundversorgung der Einwohner, wobei die einzelnen Orte der Region dazu bereits ein gemeinsames Versorgungsnetzwerk bilden müssen. Beispielsweise gibt es nur in den größeren Ortschaften eine medizinische Versorgung, Grundschulen und ähnliches. Das Freizeitangebot ist ebenfalls verteilt auf die gesamte Region und weist eine geringere Vielfalt als in den Städten auf.

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Abb. 3 Gesamtenergiebedarf ländliches Gebiet

 

–      Siedlungstyp „Zentren mit einem spezifischen Einsatzgebiet“ ist keine bewohnte Siedlung im klassischen Sinne, sondern ein „Zentrum mit einem spezifischen Einsatzgebiet“. Unter diese Kategorie fallen funktionale Teilräume mit einem großen Energiebedarf, wie beispielsweise große Flughäfen, „Shopping Malls“, Einkaufs-, Fachmarkt-, Outlet-Zentren, Urlaubsressorts oder Kasernen. Gemeinsam besteht in diesen Gebieten ein hoher Energiebedarf (ab 4 MW) und eine meist dichte Bebauung, sodass oft  wenig Freiflächen zu Verfügung stehen.

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Abb. 4 Gesamtenergiebedarf spezifisches Einsatzgebiet

 

 

Gliederung der Siedlungstypen in Unterkategorien

–      Altstadt

–      Mehrgeschoßiger Wohnbau

–      allgemeine Mischflächen

–      Einfamilienhausgebiet

–      landw. Mischfl. Mit Einfamilienhäusern

–      landw. Mischfläche

–      Einfamilienhausgebiet

–      Zentren m. spez. Einsatzgebiet

 

"Stadtraumtyp"

A)   Stadtraumtyp: Altstadt -

Bebauungstyp: Die Baublöcke weisen unterschiedliche Dimensionen von vier bis über 20 Parzellen auf, die ihrerseits je nach Orientierung der Erschließungsstraße teils in Nord-Süd- teils in Ost-West-Richtung angeordnet sind. Die Einzelparzellen sind in der Regel zu 80 bis 100% bebaut mit im Mittel drei- bis vier-geschoßiger Bebauung (Dichte zwischen 2,0 und 2,5 GFZ).

Infolge der extrem kompakten Bebauung ist Oberflächen/Volums-Verhältnis überaus günstig. Typisch für Altstadtbereiche ist die überwiegende betriebliche bzw. Dienstleistungs-Nutzung und eine dementsprechend geringe Anzahl an Hauptwohnsitzen/ Einwohner.

Die Versorgung die Einwohner hinsichtlich Nahversorgung aber auch zentralen Dienstleistungen ist in hohem Ausmaß fußläufig vorhanden. Der  Versorgungsgrad mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist sehr hoch.

 

B)   Stadtraumtyp: Mehrgeschoßiger Wohnbau

Bebauungstyp: Die Parzellenstruktur weist überwiegend großflächige Einheiten mit nur geringem Bebauungsgrad (ca. 30%) auf mit im Mittel drei- bis vier-geschoßiger Bebauung (Dichte zwischen 0,4 und 0,6 GFZ).

Die Versorgung der Einwohner hinsichtlich Nahversorgung aber auch zentralen Dienstleistungen ist – ausgenommen der Bildungsbereich – schlecht und vor allem fußläufig nicht gegeben. Die Versorgung mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist gegeben.

Es bestehen besonders breite Straßenquerschnitte.

 

C)   Stadtraumtyp: allgemeine Mischflächen

Bebauungstyp: Die Bebauungsstruktur umfasst sowohl frei stehende Einfamilienhäuser (30%) als auch einige mehrgeschoßige Wohnbauten (10%) in Zeilenform und freistehende, betrieblich genutzte Objekte (60%). Die Höhenentwicklung der mehrgeschoßigen Wohnbauten beträgt in der Regel 3 Geschoße (0,4 bis 0,6 GFZ), der Einfamilienhäusern ein Geschoß mit ausgebautem Dach (0,1 bis 0,2 GFZ) und der Betriebsobjekte eingeschoßige Hallen mit unterschiedlicher Traufhöhe.

Die Versorgung die Einwohner hinsichtlich Nahversorgung aber auch zentralen Dienstleistungen ist schlecht und vor allem fußläufig nicht gegeben. Die Versorgung mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist gegeben.

 

D)   Stadtraumtyp: Einfamilienhausgebiet

Typisches Einfamilienhausgebiet aus der Nachkriegszeit mit unregelmäßig geformten bis rechteckigen Baublöcken mit einer Tiefe von zwei Parzellen und einem minimalen Anteil an einer öffentlichen Grünfläche.

Bebauungstyp: Die Bebauung umfasst ausschließlich frei stehende, Einfamilienhäuser, überwiegend eingeschoßig mit ausgebautem Dach. Die Bebauungsdichte ist dementsprechend gering (01, bis 02 GFZ).

Die Versorgung die Einwohner hinsichtlich Nahversorgung aber auch zentralen Dienstleistungen ist schlecht und vor allem fußläufig nicht gegeben.

Die Versorgung mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist gegeben.

 

"Urbane Siedlung"

E)    Siedlungsraumtyp: landwirtschaftliche Mischfläche mit Einfamilienhäusern

Zentralen Bereich und im Umraum der Kirche mit völlig unregelmäßiger Struktur eines Haufendorfes, d.h. auch mit unterschiedlichen Grundstücksgrößen und unregelmäßig geformten Grundstücken. Auch eine größere Grünfläche (Friedhof) ist im Perimeter enthalten.

Bebauungstyp: Die Gebäudehöhe beträgt für die Wohngebäude im Mittel 2 Geschoße mit ausgebautem Dach und für die Wirtschaftsgebäude im Mittel ein Geschoß (Bebauungsdichte zwischen 0,3 bis 0,5 GFZ). Die Bebauungsstruktur besteht aus freistehenden Gebäuden mit - im Vergleich zu einem Einfamilienhausgebiet - großen Volumina.

Die Versorgung die Einwohner hinsichtlich Nahversorgung aber auch zentralen Dienstleistungen ist schlecht.

Die Versorgung mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist durch die Anbindung an das Busnetz (eine Bushaltstelle) gegeben.

 

„Ländliches Gebiet“

F)    Siedlungsraumtyp: Einfamilienhausgebiet

Die Bebauungsstruktur ist in regelmäßigen, rechteckigen Baublöcken unterschiedlicher Größe mit

annähernd gleichen Grundstücksgrößen organisiert.

Bebauungstyp: Die Gebäudehöhe beträgt überwiegend 2 Geschoße mit tw. ausgebautem Dach

(Bebauungsdichte zwischen 0,1 bis 0,5 GFZ, abhängig von der Grundstücksgröße).

Die Nahversorgung der Einwohner ist im fußläufigen Bereich schlecht.

Die Versorgung mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist gegeben.

 

„spezifisches Einsatzgebiet“

G)   Siedlungstyp  "Zentren mit einem spezifischen Einsatzgebiet" (Bsp. Donauzentrum)

Das Rasterfeld umfasst die beiden ersten Ausbaustufen des Donauzentrums beidseits der Wagramerstraße sowie einen Teil des Behördenzentrums und einige Einfamilienhäuser an der Donaustadtstraße. Der Anteil an öffentlichem Gut beträgt umfasst 40% der Perimeterfläche. Bebauungstyp: Die Bebauungsstruktur entspricht dem großvolumiger Baukörper einen Einkaufszentrums mit einer zweigeschoßigen, flächigen Überbauung und aufgesetzten weiteren 3 bis 6 Geschoßen in Zeilen- bzw. Blockrandstruktur. Die 6 Grundstücke der freistehenden Einfamilienhäuser umfassen ca. 5 % der Perimeterfläche. Die Angabe einer Durchschnittsdichte ist infolge der unterschiedlichen Nutzungen nicht zielführend. Die überbaute Nettofläche des Einkaufszentrums liegt bei rund 85%. Die Nahversorgungslage könnte selbst bei reiner Fußläufigkeit nicht besser sein, dies trifft auch für die Verkehrsversorgung zu.

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Tabelle 1 Stadträumliche Kennwerte der einzelnen Stadtraumtypen (Auswahl)